Beschreibung
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Das Gesetz über den Messstellenbetrieb und die Datenkommunikation in intelligenten Energienetzen (MsbG) sieht ab dem 1.1.2025 den verpflichtenden Rollout von Smart Metern für Verbraucher ab 6.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr vor - für Erzeuger gilt das ab sieben Kilowatt (kW) installierter Leistung sowie für den Einsatz steuerbarer Verbrauchseinrichtungen. Bereits am 31.12.2025 müssen 20% der Pflichteinbaufälle ausgerollt sein. Diese Rollout-Phase soll bis Ende 2030 zu mindestens 95 Prozent abgeschlossen sein. Zum aktuellen Zeitpunkt (Mai 2025) sind vom Pflicht-Rollout im Gebiet des Auftraggebers ca. 22.000 Messstellen betroffen. Durch den enormen Zubau an PV-Anlagen, Wärmepumpen und Wallboxen sind im Endausbau im Jahr 2030 jedoch ca. 35.000 Messstellen zu erwarten. Dies stellt den Auftraggeber sowohl vor technische als auch organisatorische Herausforderungen. Daher strebt der Auftraggeber im Sinne eines Full-Rollouts eine weitgehende Digitalisierung der Messinfrastruktur an. Ein Full-Rollout intelligenter Messsysteme bietet für den grundzuständigen Messstellenbetreiber (gMSB) strategische, operative und wirtschaftliche Vorteile gegenüber einem rein pflichtbasierten Rollout. Während der Pflicht-Rollout ausschließlich gesetzlich definierte Kundengruppen abdeckt, ermöglicht ein Full-Rollout eine flächendeckende, einheitliche Systemlandschaft, die erhebliche Effizienzgewinne und neue Potenziale erschließt. Ein zunächst nur pflichtgemäß durchgeführter Rollout, der über die Zeit hinweg durch vereinzelte freiwillige Einbaufälle ergänzt wird - oft weit verstreut über das gesamte Netzgebiet - erschwert nicht nur eine effiziente und zügige Umsetzung, sondern führt auch zu erheblichen wirtschaftlichen Nachteilen. Insbesondere wiederholte Anfahrten in dieselben Regionen oder sogar in einzelne Straßen verursachen vermeidbare Mehrkosten und machen den gesamten Ablauf unnötig aufwendig. Die daraus resultierende Ineffizienz im Rollout-Prozess war ein entscheidendes Argument für die strategische Entscheidung zugunsten eines flächendeckenden Full-Rollouts im gesamten Netzgebiet. Um die vollständige Customer Journey im Rahmen des Full-Rollouts erfolgreich umzusetzen, benötigt der Auftraggeber gezielte externe Unterstützung bei der operativen Ausführung. Der Beschaffungsgegenstand umfasst daher die Beschaffung einer umfassenden, gesetzeskonformen und nutzerorientierten Lösung für den Rollout intelligenter Messsysteme unter Berücksichtigung der Komptabilität des zukünftigen Rollouts von Steuerboxen (nach § 14a EnWG). Der Auftraggeber hat sich daher dazu entschieden, für das gesamte Leistungsspektrums des Beschaffungsgegenstands einen Gesamtdienstleister zu beauftragen. Ziel ist es, sämtliche Phasen der Customer Journey - von der Gerätebereitstellung über die Installation und Inbetriebnahme bis hin zu Wartung, Übertragung und Bereitstellung der Smart Meter Daten und Kundenservice - aus einer Hand abwickeln zu lassen. Darüber hinaus soll der Gesamtdienstleister den Auftraggeber auch in der operativen Umsetzung des Smart Meter Rollouts unterstützen, da die hierfür erforderlichen Kapazitäten und spezialisierten Ressourcen intern derzeit nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind. Die Kommunikationstechnik zur Übertragung der Daten aus den intelligenten Messsysteme stellt einen zentralen Baustein für die Funktionalität, Sicherheit und Zukunftsfähigkeit des digitalen Messstellenbetriebs dar. Sie muss gewährleisten, dass Verbrauchs- und Steuerdaten zuverlässig, sicher und unter Einhaltung gesetzlicher Vorgaben zwischen dem intelligenten Messsystem und den angebundenen Backend-Systemen des MSB übertragen werden. Dabei kommen in der Praxis verschiedene Übertragungswege zum Einsatz - unter anderem Mobilfunk (LTE/5G), Breitband-Powerline, Funktechnologie (868 MHz) und 450 MHz. Erste Messungen im Netzgebiet haben allerdings deutlich gezeigt, dass in überdurchschnittlich vielen Kellern kein ausreichender Mobilfunkempfang vorzufinden ist. Die vorgegebene Rolloutquote von 95% kann mit ausschließlicher LTE-Übertragung somit nicht erreicht werden. Daher muss der beauftragte Dienstleister einen weiteren Weg zur Übertragung der Messdaten mit anbieten, die benötigte Netzinfrastruktur für die Kommunikation bereitstellen und diese auch selbst betreiben. Bei der Analyse hat sich gezeigt, dass 450 MHz als Full-Rollout-Technologie derzeit nicht zur Verfügung steht, da mit Stand heute (Mai 2025) der Ausbau der 450 MHz - Funkmast-Infrastruktur erst in den nächsten Jahren geplant ist. Die Planung des zuständigen Netzbetreibers sieht an der Grenze zu Österreich aufgrund von Frequenzüberschneidungen derzeit keinen Ausbau vor. Für den AG sind dies jedoch wesentliche Netzgebiete (z. B. Oberstdorf). Es bleiben daher nur noch die beiden Lösungen Funk (868 MHz) und BPL für die genauere Betrachtung übrig. Um diese beiden Kommunikationstechniken besser einschätzen zu können, erfolgte im Jahr 2024 ein Feldtest, bei dem beide Technologieansätze ausgeprägt wurden. Ziel war es, beide Übertragungstechnologien im Real-Betrieb zu testen und so Ableitungen auf ein mögliches Full-Rollout Szenario zu treffen. Hinsichtlich BPL wurde der Aufwand des technischen Einbaus sowie die zugehörigen Dokumentationspflichten im Full-Rollout als nicht massentauglich bewertet. Ebenso kann es bei BPL durch die zusätzlich benötigten Stromnetz-Komponenten zu Komplikationen bei der Behebung einer Stromnetzstörung kommen. Darüber hinaus kann BPL die Leistungen der Customer-Journey nicht darstellen. Auf Basis dieser Ergebnisse ist für den AG technologisch die einzig sinnvolle Lösung für den Full-Rollout, im Netzgebiet auf die Kommunikationstechnik über Funk (868 MHz) zu setzen.